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Die Grünen im Kreis Calw

Ökostrom ist ein moderner Standortvorteil

Kreisrat Kubesch (Grüne) zur Diskussion über die Klimaschutzstrategie des Kreises Calw

Kreisrat Kubesch (Grüne) zur Diskussion über die Klimaschutzstrategie des Kreises Calw

 

„Die Klimastrategie des Landkreises Calw muss in viel größerem Zusam­menhang gedacht werden, als das in unserer letzten Sitzung von Landrat Riegger präsentiert worden ist“, fordert Andreas Kubesch, Unternehmer aus Neubulach und Mitglied im Kreistag Calw für Bündnis 90 / Die Grünen. Ihm geht es im Kern um die Zukunftsfähigkeit des Industriestandorts Bad Württemberg.

„Die letzten großen Industrieansiedlungen erfolgten in Nord- und Ostdeutschland. Bayern hätte die Auto- und Akkufabriken auch gerne gehabt. Aber, die wurden dort gebaut wo ausreichend bezahlbarer Ökostrom zur Verfügung steht. Und das ist genau an den Standorten, wo Windenergieanlagen gebaut wurden und werden. Heute haben wir hier in The Länd das Problem des Arbeits­kräfte­mangels. Der Ausbau der Erneuer­baren Energien ist auch ein attraktiver Wettbe­werbs­vorteil. Die jungen, dynamischen Unternehmen, die erfolgreich auf den Weltmärkten agieren und damit die künftigen Arbeitsplätze für junge, dynamische Menschen anbieten brauchen den modernen Touch. Die nach­wachsende, gut informierte Generation hat das Thema Nachhaltigkeit schon längst verinnerlicht und richtet ihre Lebens­planung möglichst danach aus.“

 

 

 

 

 

Warum geht es nicht viel schneller voran mit dem Klimaschutz? Glauben viele Verantwortliche immer noch, dass es nicht „pressiert“?

„Noch immer meinen viele Politiker im Kreis, dass sie sich die ver­schiedenen Maßnahmen, von geänderten Bauvorschriften bis hin zu PV-Anlagen entlang der Hesse-Bahn, zwar „gut vorstellen“ könnten“, meinte Kubesch. Er zweifelt aber daran, ob die historische Dringlichkeit für das existentielle Thema der Energiewende wirklich schon in den Köpfen – und vielleicht auch in den Herzen – der Verantwortungsträger angekommen ist. Kubesch sagt dazu nachdenklich. „Dabei ist Energiepolitik, auch hier in der Region Nordschwarz­wald, immer auch Weltpolitik! Der Krieg in der Ukraine ist auch ein Krieg um fossile Energien. Und solange wir täglich für hunderte Millionen Euro von Russland Energie einkaufen, ist dies auch unser Krieg. Viele wollen dies nicht hören. Aber, wir bezahlen den Angriff Russlands auf die Ukraine und damit auf unsere freie demokratische Gesellschaft.“

 

Einige erheben ihre Stimme erneut für den Atomstrom. Wie kommen die dazu?

„Es gibt auch immer wieder Leute, die da sagen, Atomstrom ist die Zukunft, „Machen wir es doch wie Frankreich". Heute ist ein sehr guter Tag, um über Erneuerbare Energien zu reden. Heute kostet der Strom an der Börse in Frankreich 550,-€, netto, Großhandel. Viele AKWs stehen in Frankreich wegen Wartung still. Bei uns in Deutschland kostet der Strom 75,-€, weil wir viel Wind haben.“ Kubesch, selbst erfolgreicher Betreiber von großen PV-Anlagen in Neubulach rechnet weiter vor: „Alleine eine Verdoppelung der Windkraft­kapazität in Deutschland würde eine Voll­versorgung des Landes gewährleisten. Und wir hätten genug übrig, um unseren französischen Freunden auszuhelfen und noch Wasserstoff für den Winter zu produzieren. Also, jetzt ist die Zeit, um endlich richtig loszulegen. Massiver Ausbau von Solar und Wind. Überall.“

 

Fokus auf die Wirtschaftlichkeit legen!? Muss Klimaschutz nicht auch Rücksicht auf das Geld der Steuerzahler nehmen?

„Ja, natürlich. Die Sonne schickt uns keine Rechnung – das sollten wir alle nie vergessen! Die Hausbesitzer rennen den Solarteuren gerade die Bude ein, weil die hohen Energiepreise zum Nachdenken zwingen. Jede PV-Anlage spart teure Energiekosten und lohnt sich in Euro und Cent! Wer jetzt immer noch – scheinbar besonders schlau - nach der Wirtschaftlich­keit fragt, glaubt, seine Skepsis gegenüber der Energiewende geschickt ver­stecken zu können. Dabei verpasst der Landkreis seit Jahren die Möglichkeit, mit der Energiewende viel Geld zu verdienen.“

Abschließend meinte der Kreisrat: „Unser Landkreis hat da eine wichtige Aufgabe und muss als Vorbild vorangehen. Entschlossen. Als wir unseren Krankenhausneubau um ein zusätzliches Pandemie­stockwerk aufgestockt haben, hatte keiner gefragt "wann lohnt sich das, was verdienen wir damit". Wir haben einstimmig dafür gestimmt diese 10 Millionen auszugeben, weil wir die Notwendigkeit dieser Maßnahme erkannt haben.“

 

Das Interview führte Albrecht Martin, Pressereferent von Bündnis 90/Die Grünen im Kreis Calw. 

 

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