Die Teilnehmer der Kreismitgliederversammlung von Bündnis 90/ die GRÜNEN Calw sind sich der Dringlichkeit des Klimaschutzes bewusst und packten das Thema “Windkraft” ganz oben auf ihre Agenda. Experten und Vertreter der verschiedenen politischen Ebenen waren eingeladen und stellten die Komplexität und manchmal auch bürokratische Absurdität des Themas fachlich hochkompetent dar.
Peter Seimer (Mitglied des Landtags für Bündnis 90/ die Grünen und Betreuungsabgeordneter des Kreisverbands Calw) führte ins Thema ein und kritisierte gleich zu Beginn die enorm lange Planungszeit: “Wir wollen bis 2026 im Land eintausend Windräder auf den Weg gebracht haben! Bislang haben wir aber eine durchschnittliche Genehmigungszeit von sieben Jahren – das ist absurd lang.” Der Landtag versuche da, Erleichterungen zu schaffen. Diese Woche wurde bereits das behördliche Widerspruchsverfahren abgeschafft und Planer können so bereits ein Jahr im Vorlauf einsparen. Besonders wichtig findet Seimer, die Sorgen von lokalen Naturschutzbünden um den Bestandsschutz gefährdeter Vogelarten ernst zu nehmen. Dennoch sagt er: “Der Schutz des Großen und Ganzen, der Population, geht eindeutig vor. Wenn die lokalen Naturschutzbünde um ihren Stieglitz bangen, verstehe ich das. Aber wenn wir nichts tun und die Population leidet, hat der individuelle Vogel langfristig auch nichts davon.”
Philipp Jourdan (Calwer Kreisrat und Mitglied im Regionalverband Nordschwarzwald) bekräftigte dies und betonte die Konsensmeinung im Verband der Nordschwarzwaldregion: “Wir brauchen Windkraft, da stimmen nicht nur die Grünen zu, sondern auch CDU, SPD und die Freien Wähler sind mit im Boot. Das ist kein ‘grünes’ Ding, da gibt es in unserem Verband eine breite Mehrheit!”. Der Weggang von fossilen Brennstoffen sei nicht nur mit Photovoltaik und Wasserkraft zu schaffen, und angesichts der immer schneller vonstatten gehenden Erderwärmung dränge es. “Jetzt müssen wir das in die Kommunen bringen und die Bevölkerung ins Boot holen – bevor wir anfangen, die einzelnen Windräder zu planen und zu bauen.” Denn nur im öffentlichen Diskurs und vielleicht sogar mit Bürgerbeteiligungen würden solche Vorhaben auch in der Bürgerschaft gut angenommen werden.
Der grüne Energieexperte Claus Fest, der auch Mitglied im Arbeitskreis Klima und Energie des Kreisverbands Calw ist, unterstützt diesen Ansatz und forderte, bereits jetzt in den Kommunen aktiv zu werden und zu überlegen, wie man bei zum Beispiel bei Netzanschlussfragen, Behördengängen oder Naturschutzgutachten hilfreich zur Seite stehen könne. “In einem Genehmigungsverfahren für ein Windrad entstehen gerne auch mal zwei Lastwagen voller Akten und Papiere. Das ist ein immenser Kraft- und Nervenakt. Der lohnt sich natürlich, will aber auch gestemmt werden.” Fest besitzt jahrzehntelange Erfahrungen mit dem Bau von Windrädern: Die Familie seiner Frau baut und betreibt privat selbst Windräder seit über 20 Jahren in Schleswig-Holstein. Daher freue er sich natürlich darauf, das Thema jetzt auch im Kreis Calw voranzubringen, auch in seiner Position als Delegierter der Grünen in Calw.
Denn neben dem großen Thema “Windkraft” wählten die Mitglieder auch ihre Delegierten für die Landes- und Bundesdelegiertenversammlung der Grünen. Jeweils einstimmig wurden Siggi Beck, Claus Fest, Anne Pross, Laurin Weiss und Markus Weiß beauftragt, die Grünen des Landkreises Calw auf Landes- und Bundesebene im Jahr 2022 zu vertreten.
Bericht von Kati Cysarek, Grüne Calw
Bilder von Wolfgang Much, Grüne Calw