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Die Grünen im Kreis Calw

„Politik wird von Menschen gemacht und nicht von Maschinen!“

Wildberg: Grüne feiern Politik + Party. MdB Tobias B. Bacherle spricht zur Digitalisierung.

Die beiden Vorsitzenden des Calwer Kreisverbands Bündnis90 / Die Grünen: Siggi Beck und Anke Much

Aufmerksam hörten die Gäste dem Redner zu – Dank großen Regenschirmen gut geschützt vor dem schlechten Wetter.

Tobias Bacherle, Bundestagsabgeordneter war der Hauptredner bei Politik + Party 2022 im Klosterhof in Wildberg

 

 

Nach dem heißen Sommerwetter hat etwas Abkühlung nicht geschadet. Aber dass es gleich so kalt und regnerisch sein würde, hatten die Veranstalter vom Kreisverband Calw von Bündnis 90 / Die Grünen nicht erwartet. Dennoch – das jährliche grüne Fest Politik + Party fand im historischen Klosterhof in Wildberg statt und der politische Gast des Tages kam auch dazu.

Tobias Bacherle sitzt als Bundestagsabgeordneter im Aus­wärtigen Ausschuss sowie als Obmann im Ausschuss für Digitales. Erst kürzlich war er mit der Außenministerin Annalena Baerbock in Marokko, wo es um die Zusammenarbeit bei der Herstellung von grünem, mit Solar- und Windenergie erzeugtem Wasserstoff geht.

Sein Hauptthema unter dem großen Regenschirm war heute der digitale Wandel. „Ist das überhaupt gerade von Interesse, in Zeiten sich mehrfach überlagernder Krisen von Klima, Pandemie, Energie und Inflation?“

 

 

 

 

Elementare Abhängigkeiten abbauen!

„Gerade haben wir gelernt, was es bedeutet und wie riskant das ist, sich von nur wenigen Energie-Quellen – dazu noch von einem autoritären Regime wie Russland – abhängig zu machen. Mit etwas Weitblick sehen wir, dass wir bei den digitalen Halbleitern, den Computer-Chips, die auch Daimler für jedes Auto braucht, in der Abhängigkeit von chinesischen Lieferanten sind. Hier ist kon­kret die Basis unseres Wohlstandes in Gefahr!“, sagte Bacherle.

Immer mehr Bereiche unserer modernen Gesellschaft werden mit Computern verwaltet, sind über das Internet erreichbar, sind online und vernetzt. Bacherle treibt die Frage um: „Wie sorgen wir dafür, dass bei diesem durchgreifenden Wandel unsere freie Demokratie erhalten bleibt? Wenn nur noch große Konzerne die Kommuni­kation und die modernen Medien beherrschen, geht dann noch die private, geschützte Meinungsbildung – ohne dass immer gleich mitgelesen und alles vermarktet wird?“

 

 

 

 

Desinformation ist gefährlich!

Für den zweiten Teil seiner Rede griff Tobias Bacherle ein Zitat aus dem Grußwort des stellvertretenden Bürgermeisters von Wildberg, Erhard Schulz auf: „Politik wird von Menschen gemacht und nicht von Maschinen!“

Bacherle stellte zentrale Zusammenhänge klar: Im Internet werden tag-täglich von ausländischen Kräften – nicht selten im russischen Interesse –gefälschte Nachrichten, fake-news verbreitet. In Sozialen Medien wie Telegram, Twitter oder Face­book wird durch massenhafte und gezielte Fake-Kommentare der Ein­druck erzeugt, als wäre eine Mehr­heit für Putin und gegen das Verteidigungs­bündnis Nato. Als wäre der Wirtschafts­minister Habeck an den hohen Gaspreisen schuld und nicht Putin, der den Gas-Hahn abgedreht hat und einen brutalen Eroberungs­krieg gegen die Ukraine führt.

Dagegen hilft nur, so Bacherle, digitale Bildung und Aufklärung! Hinter dem Wort Medienkompetenz verbirgt sich jedoch viel mehr als nur die technische Beherrschung von Smartphone und Tablett. Im Deutsch­unterricht muss der kulturelle Hintergrund sogenan­nter MEMES vermittelt werden. Die Schüler (und Erwachsenen) müssen lernen, was hier welche Wirkung hat. Bei MEMES kann es sich um selbst erstellte Werke handeln, aber auch um montierte oder aus dem ursprüng­lichen Kontext gerissene Fotografien, Zeichnungen, Animationen oder Filme von anderen. Erst kürzlich machte eine verkürzte, sinnent­stellte Rede von Annalena Baerbock im Netz die Runde. „Mit einem Klick sind solche Memes an die Freunde verteilt. Nicht selten verbreiten sich so Vorurteile gegenüber der Politik, die mit demokratischen Mitteln die Probleme unserer Zeit lösen will. Gerade bei den Anhängern von Verschwörungs­theorien verbindet sich die Verbreitung von „lustigen“ MEMES mit Hass und Hetze.“

Mit seiner Rede vermittelte der Abgeordnete aus Sindelfingen einen Eindruck davon, wie umfangreich seine Arbeit ist und wie tief von einem Volksvertreter in komplexes Fachwissen einge­stiegen werden muss. Manchmal so tief, dass es schwierig wird, sich mit Laien darüber zu unterhalten. Viele Wortmeldungen fragten nach und sorgten dafür, dass das leckere Veggi-Buffet noch eine Weile auf seine Gäste warten musste.

 

 

© Text: Albrecht Martin

© Fotos: Wolfgang Much

 

 

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