Eingeladen hatten Petra Schupp, Bürgermeisterin von Neubulach und Siegfried Beck aus Neubulach, Co-Sprecher des Ortsverbands Wildberg-Teinachtal und des Kreisverbands Calw von Bündnis 90/Die Grünen zu einem für alle Seiten überparteilich gewinnbringenden Gedankenaustausch.
Der Wasserwerksverband Liebelsberg (WWV), gegründet am 4. Mai 1892, versorgt die Bürgerinnen und Bürger der Städte Bad Teinach und Neubulach jeden Tag zuverlässig mit Trinkwasser bester Qualität. Zugleich ist der WWV Mitglied bei der Schwarzwald Wasserversorgung. Die letzten Wochen mit der extremen Trockenheit im Versorgungsgebiet des WWV Liebelsberg haben die prekäre Situation der Wasserversorgung aufgezeigt. Bisher konnte eine Einschränkung der Trinkwasserversorgung verhindert werden, doch eine Entspannung der Situation ist noch nicht erkennbar.
Anschluss an die Fernwasserversorgung nötig
Petra Schupp, die Bürgermeisterin von Neubulach, begleitete die Besucher zu den Quellen der seit 130 Jahren eigenständigen Wasserversorgung. Sie erläuterte auch, wie für den Notfall ein Anschluss an die Fernwasserversorgung möglich wäre. Und dass dafür Geld in die Hand genommen werden muss. Das Land soll sich mit einem ausreichenden Zuschuss beteiligen. Zur Sicherung der gesetzlich garantierten Versorgung mit Trinkwasser erhofft sich Neubulach die Unterstützung durch die Landpolitik, welche ihr Peter Seimer in der abschließenden Gesprächsrunde auch zusagte.
Wanderwege in die Grundversorgung
Der Besuch vor Ort. Wir kennen das alle. Hinten im Tal wird das Auto abgestellt und dann geht es flussaufwärts den immer schmaler werdenden Waldsträßchen entlang. Irgendwann kommt am Hang ein unscheinbares technisches Gebäude – so auch im Teinachtal. Auf dem Schild ist zu lesen, dass dieser Bau, das Wasserwerk Teinachtal, dem Wasserwerksverband Liebelsberg gehört. Ein Gemeinschaftsunternehmen der Gemeinden Neubulach und Bad Teinach-Zavelstein.
Heute hat die Chefin, die Bürgermeisterin Petra Schupp aus Neubulach Gäste mitgebracht. Vor ihr steht der Landtagsabgeordnete Peter Seimer von den Grünen.
Das Interesse ist groß. Der trockene Sommer hat das Thema Wasserversorgung deutlich ins Bewusstsein gebracht!
Hinter der Tür zum Wasserwerk führt Manfred Stockinger durch sein blitzblankes Reich, wo das kalte und glasklare Wasser aus zwei Quellen zu Trinkwasser aufbereitet wird.
Manfred Stockinger vom Wasserwerksverband Liebelsberg führte seine Gäste durch das Wasserwerk, das sein Wasser in drei Hochbehälter pumpt.
Der Stolz auf die eigenständige Versorgung mit bestem Trinkwasser spricht aus jedem Satz. Qualität spielt hier eine große Rolle. Ständig wird sie im Labor kontrolliert.
Vor Ort bestehen verschiedene, teils konkurrierende Interessen bei der Versorgung und auch beim Umgang mit Wasser. Industrie, Landwirtschaft mit Tierzucht und die Bürgerinnen und Bürger stehen sich öfter gegenüber. „Der Kampf ums Wasser wird stärker!“, erlebte Bürgermeisterin Schupp im heißen Sommer.
Die Freude über die eigene Leistung ist getrübt von Fragen rund um die Notversorgung. Momentan gibt es keinen Anschluss an andere Wasserversorger. Im Ernstfall könnte es schwierig werden, das Recht auf Grundversorgung mit Wasser zu erfüllen.
Anschluss an andere Wasserversorger ist möglich!
Deshalb liegt in Stuttgart ein Antrag von Frau Schupp auf dem Tisch. Bei der anschließenden intensiven Gesprächsrunde mit ihrem Besuch im historischen Lautenbachhof erklärte sie die Hintergründe dazu. Die Landespolitik soll einen ausreichenden Zuschuss geben, damit die alte, lange nicht gebrauchte und teilweise kaputte Wasserleitung hinauf nach Schmieh wieder genutzt werden kann. Jetzt allerdings in umgekehrter Richtung. Mit ihr wäre der Anschluss an den Fernversorger möglich.
Also ist die Politik gefordert. Die hat das gut verstanden, und der Landtagsabgeordnete fasste die wichtigsten Fragen zusammen:
- Was passiert im Notfall, wenn die Quellen zu wenig Wasser schütten?
- Was bei Stromausfall?
- Was passiert bei Starkregen?
- Kann die Firma „Teinacher Sprudel“ mit ihren Quellen und Wasserrechten Teil einer Lösung sein?
- Wie kann es zu einem Anschluss an einen Fernwasser-Versorger kommen?
Die Stadt Neubulach bezieht das Trinkwasser zur ca. 85% aus der Kölberlesquelle (hier im Bild) und zu ca. 15% aus der Katharinenplaisierquelle im Teinachtal.
Anke Much, die Vorsitzende der Grünen im Kreis Calw merkte an, dass die aktuell sinkenden Schütt-Leistungen der beiden Quellen und damit die drohende prekäre Lage durch den Klimawandel hervorgerufen werden. Sie unterstützte die Bürgermeisterin in ihrem Anliegen und sagte, dass inmitten dieser komplexen Probleme wir endlich Ernst machen und mit der Natur vernünftig umgehen müssen. Zur Sprache kam auch, dass mit Rückhaltebecken das Regenwasser auf den Höhenlagen und im natürlichen Kreislauf gehalten werden kann – und muss.
In seinem Schlusswort erwähnte der Landtagsabgeordnete Peter Seimer, dass es sehr anspruchsvoll sei, die Vielfalt der Interessen unter einen Hut zu bringen – gerade in der Executive, sprich: als geforderte Bürgermeisterin. Er sagte seine Unterstützung zu – auch für die Erschließung der weiteren kleinen Quellen im Einzugsgebiet vom Wasserwerksverband Liebelsberg.
© Text: Albrecht Martin
© Fotos: Wolfgang Much