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Die Grünen im Kreis Calw

„Was kann man konkret machen?“

Durch die gesamte Tagesordnung der Kreismitgliederversammlung hindurch war die Frage anwesend „Was kann man konkret machen?“. Ob bei der Diskussion über die erschreckend hohe Armut im (doch eigentlich wohlhabenden) Landkreis Calw, oder bei der Grundsatzdiskussion über die rasante Verschärfung der Klimakrise.

Mit einem eindringlichen Folien-Vortrag wurde von Albrecht Martin sehr deutlich aufgezeigt, dass die dramatische Klima- und Biodiversitätskrise keinerlei Aufschub mehr erlaubt. Zu den Handlungsfeldern, die hier im Zentrum stehen – sowohl für Ordnungspolitik, zB extreme Planungsbeschleunigung für den Ausbau der Windenergie, wie auch für Anpassungen des persönlichen Verhaltens – wurde auf eine Studie des Umwelt-Bundesamtes hingewiesen.

Ohne Änderung des Verhaltens sind die Klimaziele nicht zu erreichen – sagt auch das Umweltbundesamt. In der Diskussion geht es darum, ob das Verlust bedeutet, oder nicht doch Gewinn an Lebensqualität.

Spürbar war der Diskussionsbedarf bei den grünen Mitgliedern und der Wunsch nach Möglichkeiten, nicht nur politische Überlegungen anzustellen, sondern zu erfahren, was man denn konkret machen kann. In diesen ernsten Zeiten, die schon das Zeug haben, einen depressiv zu stimmen. Wenigstens im Alltag das „Richtige“ zu machen, wäre ein Licht am Horizont.

 

Zum Thema Armut im Kreis Calw gab die Kreisrätin Brigitte Loyal Ein­blicke in die Arbeit des Sozialausschusses. Immerhin wird hier ein Sozial-Haushalt von 100 Millionen jedes Jahr umgewälzt. Dass jetzt über einen Zuschuss von 10.000 € für die Tafeln im Kreis lange diskutiert wird, scheint den Problemen nicht gerecht zu werden.

 

 

Denn die Lage ist dramatisch und zeigt sich Tag für Tag. Bei den Tafeln Calw und Nagold das gleiche Bild: die Zahl der Kund:innen hat sich rasant verdoppelt und gleichzeitig kommen weniger Spenden herein, da viele Leute angesichts der Energiekrise jeden EURO zweimal umdrehen müssen. Leider kommen von den Supermärkten weniger Sachspenden – offenbar wird dort inzwischen vorsichtiger disponiert. Lieber riskiert man mal leere Regale, das kennen die Leute ja jetzt von Corona. Geldspenden für ihre rasant gestiegenen Fahrtkosten sind eine sinnvolle Unterstützung für die Tafeln.

 

„Armut im Blick“ haben will die Online-Gesprächsrunde zwischen Sozialen Akteuren und Grünen. Die Calwer Kreistagsfraktion und der Kreisverbandsvorstand von Bündnis 90/Die Grünen wollen zuhören und die Ergebnisse an die Kommunal-, Landes und auch Bundespolitik weiterleiten. Auch wo ehrenamtliches Engagement gebraucht wird, soll geklärt werden.

 

 

Gemeinderat online?

 

Die Versammlung im Gemeindehaus in Schönbronn wurde live an Mitglieder übertragen und Fragen konnten direkt gestellt werden – wie das bei ZOOM-Sitzungen so ist. Es ging darum, auszutesten, ob die Technik funktioniert. Sie tat es. Und das löste eine intensive Diskussion darüber aus, ob die Sitzungen der Gemeinderäte nicht auch gestreamt werden sollten. Der Bundestag bietet das auch an.

 

 

Die Größe der Heraus­forderung ist gewaltig und löste eine vielfältige Diskussion aus. Was können wir tun? Was ist hier im Landkreis Calw möglich? Haben wir noch genug Zeit für diese Menschheitsaufgabe? Für sichtbare Erleichterung sorgte der Vorschlag eines Mitgliedes, schwere Autos von über zwei Tonnen als LKWs einzustufen, also: maximal Tempo 80 und Fahrverbot an Sonntagen! Realer und aus der der eigenen beruflichen Praxis berichtete Marina Schaible: „Die Leute rennen den Solarteuren die Türen ein.“  Also doch: Hoffnung am Horizont!

 

© Text und Fotos: Albrecht Martin

 

 

Der Bericht in der Ausgabe vom 19.10.2022 im Schwarzwälder Boten

Der Bericht in der Ausgabe der Pforzheimer Zeitung in der Ausgabe vom 20.10.2022

 

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